"Deutsche Arbeitsfront" – DAF – oder "Deutsches Hilfswerk" des "Verbandes deutscher Vereine in Uruguay".

 

Wie schon im Abschnitt "Das Netzwerk" über die Aktivitäten des Nationalsozialismus in Argentinien berichtet hatte sich neben Chile besonders auch in Uruguay Anfang der 1930 Jahre eine gleichartige Organisation gebildet; im Prinzip eine "Blaupause" wenn auch vom Format etwas geringer nicht so tief durchstrukturiert nicht so mächtig wie in Argentinien und wie es im Abschnitt NS-Auslandsorganisation in Argentinien beschrieben und visualisiert ist.

 

Da Uruguay genau wie Argentinien eine besondere Rolle in dem historischen Ereignis um das deutsche Panzerschiff "Admiral Graf Spee" und ihrer Besatzung spielt, muss über diese NS-Aktivitäten in dem Nachbarland auch berichtet werden; besonders weil Uruguay schon damals immer gerne den Eindruck erweckt hat, als hätte es solche NS–Aktivitäten nicht gegeben.

Die gesamte Fläche von Uruguay beträgt ca. 175.000 Quadrat-Km; allein die von der Provinz Buenos Aires ergibt ca. 307.000 Q-Km und vom gesamten Territorium ganz zu schweigen - was organisatorisch dort umsetzbar war, konnte in Uruguay ungleich einfacher gewesen sein.


Hinzu kommt, dass im Jahr 1940 Dr. J. V. Iturbide und Dr. Tomás Brena, der Vorsitzende der weiter unten genannten Untersuchungskommission, ein Buch mit dem Titel "Alta traición en el Uruguay" (Hochverrat in Uruguay) veröffentlichten, in dem die damaligen Vorgänge beschrieben sind und was für die nun folgende Abhandlung der Begebenheiten sehr hilfreich war.


Auch in Uruguay wurden an Plätzen mit deutscher Auswanderung die Sport- und Kulturvereine, Handelsschulen, Presse und Rundfunk als Multiplikatoren ausgesucht. Als Verantwortliche für den Organisationsaufbau wurden Vertreter der Oberschicht gewählt; Inhaber oder Leiter deutscher Unternehmen, Ärzte, Ingenieure, Leiter deutscher Schulen, etc. - also alle, die Einfluss auf die Gesellschaft hatten. Und auch hier entstanden in kürzester Zeit die bekannten Bünde wie DAF, KdF, Winterhilfe, Verband Deutscher Ingenieure, Frauen-und Jugendorganisationen, u.s.w. und die vor Ort auch ihre Lenkung hatten. Auch eine Abteilung "Kampfgruppe" und "Gestapo" wurde gebildet – es sollte auf Dauer nichts dem Zufall überlassen bleiben.

  • Das Ziel war zunächst Uruguay wirtschaftlich, besonders aber militärisch, zu unterwandern und zu beherrschen - langfristig ein Kolonialstützpunkt für weltweite Machtausübung.
  • Auch die notwendige Finanzierung folgte dem Muster, wie es in Argentinien angewandt und beschrieben ist; die deutsche Gemeinschaft zahlte abhängig vom Einkommen ihren Beitrag. Keiner konnte sich dem entziehen.
  • Ebenso wie in Argentinien, wurden auch hier die internierten Besatzungsmitglieder der "Graf Spee" genötigt, Spenden zu entrichten. In dem Fall an das "Deutsches Hilfswerk" des "Verbandes Deutscher Vereine in Uruguay".

Unteroffiziere waren mit 5,00 $U und Mannschaften mit 1,50 $U im Monat dabei. In den Jahren 1942 und 1943 konnten rund 1000,- $U eingesammelt werden; anders als in Argentinien, war das für die Internierten, die außer ihren Wehrsold kein anderes Einkommen hatten, viel Geld.

 

In Uruguay zählte die infrage kommende deutsche Gemeinschaft die mit dem NS sehr sympathisierte etwa 6000 Menschen. Da Uruguay für die NSDAP in Deutschland organisatorisch als zweitrangig angesehen wurde, das Wesentliche wurde ohnehin von der NS-Auslandsorganisation in Argentinien geregelt, und auch hier war der bereits mehrfach zitierte Marineattaché KptzS. D. Niebuhr mit von der Partie der für die militärischen Angelegenheiten für ganz Südamerika zuständig war, reichte ein geringerer Personaleinsatz, der aus einem "Gauleiter", einem "Landesleiter" und darüber hinaus aus jeweils einen "Kreisleiter" der für die Stützungspunkte verantwortlich war, bestand und die wiederum auch "Zellen" beinhalteten, für die Verantwortliche benannt waren.

Alle angegebenen Namen fanden sich tatsächlich auch in dem abgebildeten Anschriftenbuch für das Jahr 1936-37 - ein bedeutender Fund.



  • Und dieser Gauleiter war Julius Dalldorf, geb. 1897 in Hamburg, Kaufmann von Beruf, Weltkriegsveteran, der als Kriegsversehrte galt – er hatte ein Auge verloren. Ende 1925 ist er mit seiner Frau von Bremen aus nach Uruguay ausgewandert.
  • Anfangs war er Direktor der deutschen Firma Lahusen & Cia. – der Hauptsitz befand sich aber in Buenos Aires. Nebenher besaß er einen Landsitz in "La Pedrera"; ein idyllisch gelegener Badeort am Atlantik und unweit von "Punta del Este". Hier fanden die regelmäßigen Treffen des Spitzenpersonals und der "Bünde" statt - weiter das Training der zukünftigen "Kampftruppen".
  • Im Jahr 1931 wurde Dalldorf von H. Nieland und E.W. Bohle, beide Leiter der NS-Auslandsorganisation in Berlin, als Gauleiter eingesetzt; zeitnah wurde er Handelsattaché an der deutschen Gesandtschaft in Montevideo und besaß somit diplomatische Immunität. Ein Prozess der Äußerstes beliebt war zumal dieser Personenkreis so vor dem Zugriff der nationalen Sicherheitskräfte geschützt war.

In Argentinien wurden in den einzelnen Provinzen sogenannte Honorarkonsuln ernannt die beruflich keine herausragende Rolle spielen mussten, aber ihnen durch die Partei übertragenen Aufgaben und die Umsetzung der selbigen, eine, wenn auch eingeschränkte Immunität, sie vor dem Zugriff der nationalen Sicherheitskräfte schützte. Siehe auch NS- Auslandsorganisation in Argentinien.

  • Der Hauptsitz der "Deutsche Arbeitsfront" – DAF - Tarnname: "Deutsches Hilfswerk" des "Verbandes deutscher Vereine in Uruguay" befand sich im Zentrum von Montevideo in der Straße Piedras 406. Man nannte diesen, in Anspielung auf das "Braune Haus" in München, der Sitz der NSDAP, "Casa Parda"; >pardo< bedeute u.a. die Farbe braun. Und war ebenso perfekt organisiert wie in dem Nachbarland.
  • Hinzu zählten vier "Stützpunkte": Paysandú, Peñarol, Rincón del Bonete, ein kleiner Ort am Rio Negro und Salto.

  • Zunächst aber zur Hauptperson; Arnulf Fuhrmann, die schillernde Figur, er schaffte es zeitweilig sogar bist in die Berichterstattung der "The Jewish Press" und "Jewish Telegraphic Agency". Er war im 1. Weltkrieg Offizier und Kommandeur eines Pionierbataillons. Er galt als intelligent energiegeladen durchsetzungsstark und bisweilen rücksichtslos – genau das Richtige für seine späteren "Abenteuer".
  • Nach dem 1. Weltkrieg wollten viele Deutsche der Armut entkommen und ihr Glück im Ausland versuchen. Argentinien war unter den möglichen Ländern eine der besten Optionen. Im Dezember 1919 wurde in Deutschland ein Kooperationsabkommen mit Argentinien geschlossen mit dem Arbeitstitel: "Patagonien" – das Reichswanderungsamt war dafür zuständig.

Ziel war es deutsche Auswanderer in Argentinien, insbesondere in Neuquén und in den Regionen nahe des Fluss "Covunco", anzusiedeln. Diese Siedlungs-und Einwanderungsprojekte waren zu dieser Zeit üblich, gestützt durch eine gegründete Gesellschaft.

  • Als Geschäftsführer dieser Gesellschaft wurden Arnulf Fuhrmann und Albert Strauch eingesetzt. Fuhrmann verfügte aber weder über die erforderliche Erfahrung noch über die Kenntnisse der argentinischen Landwirtschaft – oder schlicht gesagt: "Er hatte von Ackerbau und Viehzucht keine Ahnung".
  • Das hinderte ihn aber nicht Gelder zu veruntreuen und 1.200 Hektar Land mit einem Landgut zu kaufen – allerdings nicht für die Gemeinschaft, sondern für einen seiner Direktoriumskollegen. Auch Güter, die für den Aufbau des Projektes nötig waren und aus Deutschland mit Schiffsladung gebracht werden sollten kamen nie an - aber die überhöhten Frachtkosten wurden der Gesellschaft in Rechnung gestellt. Kurz, Fuhrmann trat in August 1920 von seinem Amt zurück – ein ¾ Jahr nach seiner Ernennung. Die Auswanderer die inzwischen dort tätig waren mussten sich eine neue Beschäftigung suchen den die Gesellschaft wurde liquidiert.


Was Fuhrmann nun Anderthalbjahrzent darauf machte, wo er sich aufhielt, ist nicht bestimmbar; er soll sich aber oft in Concordia - Provinz Entre Ríos - aufgehalten haben, im Grenzland zu Salto in Uruguay. Das würde auch erklären, so den Presseberichten folgend, dass er "naturalisierter Argentinier" war - also ein Eingebürgerter.

 

Seine Spur findet sich erst 1936 wieder; unbeschadet ließ er sich in Salto nieder und heiratete dort zunächst Victorie Kaufmann, von jüdischer Abstammung und die Witwe von Fritz Jungeblut, der ein Fotohaus besaß – "Foto Clave".

 

Weitere Recherchen ergaben, dass er einige Jahre später María Sofía Jungeblut, die Tochter von Victorie seiner ersten Frau, heiratete – ein ganz betriebsamer.

 

  • Er widmete sich der Landwirtschaft und der Fotografie. Im Februar 1937 wurde er von der Salto-Zeitung "La Campaña" als Administrator eingestellt und im März zum Direktor ernannt. Die Zeitung war das Presseorgan der "Ruralista-Partei", eine rechtsgerichtete Organisation, die die Landbevölkerung vertrat und maßgeblich den Putsch im Jahr 1933 unterstützte. G. Terra, der seit 1931 gewählter Präsident war, führte Uruguay in eine Diktatur
  • Im März 1937 gründete die deutsche Kolonie in Salto das deutsch-uruguayische Kulturzentrum und Fuhrmann wurde Präsident derselben.
  • Im Juli 1937 verließ er die Zeitung "La Campaña" >>um seine Energie anderen Aktivitäten zu widmen<< wie er verlauten ließ. Nun widmete er sich ausschließlich der Fotografie und dem NS Aktivitäten.
  • Er wurde Kreisleiter in Salto verantwortlich für die Zeitung "Deutsche Wacht" und verteilt nationalsozialistische und antisemitische Propaganda-Broschüren.
  • Er war der Kopf der Planung, Uruguay wirtschaftlich und militärisch zu unterwandern zu beherrschen und eine deutsche Kolonie daraus zu konstruieren; der "Chefideologe" wie er sich persönlich wahrnahm - so spätere Aussagen seiner NS-Gefährten zur Folge. Und er war ein Kriegskamerad von Dalldorf – der Kreis schloss sich mal wieder.

Um es zu verdeutlichen es war damals nicht illegal oder verpönt ein Nazi zu sein; Faschismus war in Uruguay sehr weit verbreitet, auch wenn die Uruguayer mehrheitlich nicht sosehr mit den Deutschen sympathisierten wie etwa die Argentinier.


Ein eigens dafür angefertigtes Diagramm, mit Namen und Parteiausweisnummern soweit ermittelbar, welches abgebildet ist lässt die Zuständigkeiten deutlich werden. Die weiteren NS-Gefährten waren:

 

 

 

 

 

  • Adolf Dutine – er war Kaufmann und Kreisleiter in Paysandú.
  • Rudolf Pätz – er war Lehrer und Kreisleiter in Peñarol er war 1909 geb. und somit einer der jüngsten.
  • Max Schmidlein – er war als Ingenieur am Bau des Staudamms in Rincón del Bonete am Río Negro beteiligt und Kreisleiter im selben Ort er war Mitglied im "Bund der Frontsoldaten"; auch "Stahlhelm" genannt.
  • Otto Klein – er war Ingenieur zuständig für die Überwachung der uruguayischen Presse und den dort erscheinenden Artikel sowie für den industriellen Zweig.
  • Fritz Schönfeld-Gordon er war einst Chef der Gestapo Hamburg und nun verantwortlicher für die Durchsetzung der oben beschriebenen primären Ziele.
  • Rudolf Meissner – er war über Paraguay mit gefälschtem Ausweis eingereist, gehörte der SS an, und seine Aufgabe war die Kampfgruppen militärisch und sportlich auszubilden.
  • Julius Holzer – er war der Landesleiter und zuständig für den "Militärischen Arm".
  • Reinold Becker – er war Lehrer wie seine Frau in Deutschland ausgebildet und seine Aufgabe war es Einfluss auf deutschen Schulen zu nehmen die Indoktrination zu intensivieren, um die entsprechende Ideologie durchzusetzen.
  • Otto Paul Hinkel Weiter - er war der Leiter für Montevideo und sogenannte "Zellenführer"; sowohl für die Hauptstadt als auch in den Regionen.

Im Juni 1939 wurde die Wochenzeitung "Marcha" gegründet. Es war ein bedeutendes politisches und kulturelles Blatt, das für seine unabhängige Linie bekannt war.

 

Und bereits die erste Berichterstattung am 23. Juni 1939 war beachtenswert.

 

Die Schlagzeile: "Verschwörung gegen die nationale Unabhängigkeit - Nazi-Organisationen sind eine Bedrohung für die Nation"

Und hier wurde umfangreich die schon länger dauernde NS-Aktivitäten beschrieben und die wichtigsten Personen mit Namensnennung, die Stützpunkte und die Ziele, dargelegt.

 

Und das Dalldorf sich zu diesem Zeitpunkt mit dem Gauleiter von Argentinien, das war Dr. G. Brandt, zu einem Gauleiter treffen in Berlin befand, welches von Hitler persönlich einberufen wurde. Hintergrund war, dass sich die Lage für die NS-Organisation in Argentinien nachteilig veränderte; im Abschnitt Das Netzwerk wird über die Restriktionen seitens der argentinischen Regierung berichtet.

 

Durch diese Berichterstattung konnte nun die damalige uruguayische Regierung nicht mehr wegschauen und das politische und diplomatische Verhältnis zu Deutschland wurde zunehmend kritischer.

 

Aber anders als in Argentinien, wo der Leiter für die "Politischen Angelegenheiten" auf der Leitungsebene der NSDAP-Auslandsorganisation Alfred Müller im selben Jahr 1939 noch das "Gebot des Kurztretens" von seine Leuten forderte und das auch vom Botschafter v. Thermann umgesetzt wurde, ignorierte die NS-Auslandsorganisation in Uruguay die veränderte Lage und handelte so weiter wie bisher.

 

Die Folge war, dass Langmann als Leiter der Deutschen Auslandsvertretung in Uruguay vom "Rosenberg-Amt" in Berlin aufgefordert wurde, die Beziehung der Länder wieder zu normalisieren.

  • Und in diesem Stadium "der Wiedernormalisierung" läuft die "Admiral Graf Spee" sechs Monate später und völlig überraschend in Montevideo ein.
  • Der Kommandant KptzS. Langsdorff konnte nicht ahnen, in welcher Situation sich die politischen und diplomatischen Beziehungen beider Länder gerade befanden; aber er bekam das umgehend verbal von Langmann zu spüren. Darüber wurde schon im Abschnitt Uruguay bündig berichtet.

Dieses Unbekümmerte weiter so, obwohl in Argentinien bereits die NS-Landesorganisation im Mai 1939 in Argentinien verboten wurde und die zunehmenden Handlungen, die immer hemmungsloser und offenkundiger durchgeführt wurden, führten auch hier zu öffentlicher Besorgnis.

 

Am 15. Mai 1940 wurden die uruguayischen Justizbehörden durch Herrn Hugo Fernández Artucio über die Aktivitäten einer NS-Auslandorganisation unterrichtet, die das Potenzial hatten die Demokratie und die politische Unabhängigkeit der uruguayischen Nation zu zerstören. Es folgten daraufhin zahlreiche Razzien und Untersuchungen. Ein Dutzend der Betroffenen wurde festgenommen und mehr als 2.000 Dokumente beschlagnahmt.

  • Die Ergebnisse führten, so wie in Argentinien, auch im Jahr 1942 und mit Dekret Nr. 10.214 zu Errichtung einer "Comision Investigadora de Actividades Antinacionales" (Untersuchungskommission für anti-nationale Aktivitäten).
  • Die Leitung hatten José L. Chouhy Terra und Dr. José P. Cardoso; der zuständige Richter der 1. Strafkammer war Dr. Atilio Pigurina Vivas.
  • Gegenstand der Ermittlungen waren anti-nationale Aktivitäten, Angriff gegen die Integrität und Unabhängigkeit eines Staates und Verbrechen von besonderer Art, mit denen die demokratisch und institutionellen Formen zerstört werden sollten.
  • Am 1. Juni 1940 wurde das Geschäft und Privathaus von Fuhrmann durchsucht; danach wurde er festgenommen und nach Montevideo überstellt. Auch die anderen oben genannten acht Personen wurden in Gewahrsam genommen.

Offenbar gab es Lecks, die über den Stand der Ermittlungen und über die vorbereiteten Razzien warnten, sodass zwei Wochen nach Festnahme alle wieder freigelassen wurden.

Vorsichtshalber machte sich nun Fuhrmann auf dem Weg und verließ Uruguay; am 13.August querte er den Uruguay-Fluss und gelangte nach Argentinien.

 

Hier aber wurde er von der argentinischen Polizei festgenommen. Anfangs gab er sich als einfacher Provinzfotograf aus aber später gestand er Autor eines nationalsozialistischen Militärplans zu sein um Uruguay zu erobern und es später in eine deutsche Kolonie umzuwandeln.

 

Ob Argentinien die Einbürgerung aufhob, ist nicht bekannt aber der gesetzlichen Regelungen zur Folge und für solche Fälle sehr wahrscheinlich. Aber dann wäre er "Staatenlos" gewesen und er hätte seine Deutsche Staatsbürgerschaft wieder beantragen müssen. Jedenfalls wurde er abgeschoben und der uruguayischen Justiz überstellt.

 

In der Zwischenzeit schloss die parlamentarische Untersuchungskommission ihre Untersuchung über den mutmaßlichen Eroberungsplan der NS-Auslandsorganisation und am 24. Juni 1941 wurden die Ergebnisse und Schlussfolgerungen im Parlament vorstellt.


Unter Fuhrmanns Papieren befand sich ein Plan, Uruguay zu erobern.

Fuhrmanns Plan sah vor, dass "alle sogenannten militärischen Aktionen" innerhalb von 15 Tagen abgeschlossen sein sollten. Die Verteilung der Besatzungstruppen sollte wie folgt sein: zwei Regimenter mit Artillerie und Kavallerie in Montevideo, zwei Kompanien in Colònia sowie in Fray Bentos und Paysandú. Ein Bataillon in Salto, dasselbe in Bella Unión, zwei Kompanien in Artigas, zwei in Rivera und ein Bataillon in Yaguarón.

 

Weiter sah der Plan vor, die politische Klasse, Juden, etc. auf einmal zu eliminieren; "sobald diese Formalität erledigt gewesen wäre, sollte das Land in eine deutsche Bauernkolonie gewandelt werden“.

 

Ob dieser Plan tatsächlich umsetzbar gewesen wäre, darüber gibt es in der Anklageschrift keinen eindeutigen Hinweis, dass diese Frage besonders beleuchtet wurde.

 

Aber diese Absichten der NS-Auslandsorganisationen auf dem südamerikanischen Kontinent entsprangen nicht etwa einer Utopie, sondern konkreten Vorstellungen.

 

Otto Richard Tannenberg, deutscher Geograf und Pangermanist, war der Vordenker. Seine Vorstellung war in einem Buch 1911 auch veröffentlicht worden, und wo die größtmögliche Vereinigung aller ethnischen Deutschen, bis hin zur Schaffung eines deutschen Staatenbundes oder Nationalstaates der alle Gebiete umfasst, die als ethnisch deutsch besiedelt betrachtet wurden.

 

Auf einer Abbildung aus seinem Buch, die den südamerikanischen Kontinent zeigt, ist dieser horizontal dreigeteilt und die Flächen schraffiert. Das obere Drittel mit Mittelamerika und einigen karibischen Inseln, senkgerecht gestrichelt, ist den USA zugeteilt. Der mittlere Teil, waagerecht gestrichelt, ist England zugeteilt und das untere große Drittel, netzartig gestrichelt, deutsches Gebiet.


Der Prozess hatte am 20. September 1940 begonnen und am 04. Februar 1944 wurde das Urteil verkündet.

 

Arnulf Fuhrmann erhielt dreizehn Jahre Gefängnis. - Otto Klein zwölf Jahre Gefängnis. - Adolf Dutine zehn Jahre Gefängnis.

 

Julius Holzer neun Jahre im Gefängnis. - Rudolf Pätz sieben Jahren Gefängnis.- Reinold Becker fünf Jahre Gefängnis.

 

Fritz Schönfeld Gordon und Rudolf Meissner wurde die Untersuchungshaft angerechnet und erhielten keine weitere Haftstrafe – allerdings wurden sie des Landes verwiesen. Gegen Max Schmidlein wurde nicht ermittelt.

 

Bereits im November 1946 wurden Fuhrmann und die anderen freigelassen; der Krieg war vorüber und die uruguayische Regierung hatte kein Interesse an politischen Gefangenen – was aus den anderen fünf Verurteilten wurde, ist nicht bekannt.


Wohl aber über die diplomatischen Hauptverantwortlichen in der Deutschen Gesandtschaft in Uruguay.

  • Diese Untersuchungen der uruguayischen Behörden führten auch dazu, dass Otto Langmann, über ihn wurde bereits im Abschnitt Uruguay und Folgende berichtet, noch während der Prozess andauerte die Selbstauflösung der NS-Auslandsorganisation und die DAF in Uruguay verkündete. Trotzdem, das "Gebot des Kurztretens" war zu spät eingeleitet worden; zwar drohte er gleichzeitig mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen, sollten die Verurteilungen stattfinden, aber das half auch nicht mehr - am 25. Januar 1942 brach die Regierung von Uruguay die diplomatischen Beziehungen zu den Regierungen der "Achsenmächte" ab.
  • Langmann, und das gesamte Personal der Deutschen Gesandschaft, mussten am 04. September 1942 aufgrund dessen Uruguay verlassen; sie kehrten mit dem spanischen Dampfer "Cabo Buena Esperanza" über Lissabon nach Deutschland zurück; hier war Langmann bis Ende des Krieges im Auswärtigen Amt in Berlin tätig.
  • In den Kämpfen um Berlin 1945, Langmann gehörte inzwischen dem Volkssturm an, geriet er in sowjetische Gefangenschaft. Er verbrachte zehn Jahre in Sibirien in einem Gefangenenlager und soll nach seiner Rückkehr im Jahr 1956 an Krebs gestorben sein.
  • Auch Julius Dalldorf; musste Uruguay verlassen, und trotz der gescheiterten "Kolonialisierung" muss er sich bei der NSDAP/AO in Berlin "verdient gemacht haben" denn noch im Spätsommer 1942 wurde er bereits zum Gauleiter für Dänemark berufen.

Auf dem Foto ist mittig der "Reichsbevollmächtigte in Dänemark" SS-Gruppenführer Werner Best zu sehen der für die Deportation der dänischen Juden zuständig war;  Li. Julius Dalldorf und Re. Gen. Hermann von Hanneken, "Befehlshaber der deutschen Truppen in Dänemark" .

 

v. Hanneken wurde im Januar 1945 seines Kommandos enthoben - der Vorwurf war Korruption.

Im selben Jahr wurde er zu einer Gefängnisstrafe von acht Jahren und Rangverlust verurteilt. Allerdings gleich darauf von Hitler wieder zum Major befördert. 1949 wurde er dagegen wieder freigesprochen; damals wie heute – in der Politik schützt man sich gegenseitig.

 

Ein weiteres Foto hebt nicht nur das Eiserne Kreuz hervor, sondern auch Dalldorfs Rangliste als Gauleiter in NSDAP - die Kragenspiegelsymbole zeigen es.



Schwerer Kreuzer HMS "Exeter"

Der Wahlspruch: "Semper fidelis"

York-Klasse - 8390 ts - 32 kn

Leichter Kreuzer HMS "Ajax"

Der Wahlspruch: "Nec Quisquam Nisi Ajax"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn

Leichter Kreuzer HMNZS "Achilles"

Der Wahlspruch: "Braverly in Action"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn