Die Sprengung der " Admiral Graf Spee"

 

Ab Mittag trat die Besatzung an und wurde mit einem Verkehrsboot, das in der Vergangenheit von der Prisenbesatzung genutzt wurde, nach und nach auf die "Tacoma" gebracht, wo sie sofort unter Deck verschwinden mussten. Dieser Vorgang blieb zwar nicht ganz verborgen, der amerikanische Rundfunkreporter Mike Fowler wurde von jemanden aufmerksam gemacht, dass Seeleute mit Gepäck an Bord der "Tacoma" gebracht wurden und er gab das postwendend im Rundfunk weiter, aber dieser Vorgang wurde falsch gedeutet – es wurde allgemein angenommen, dass die "Graf Spee" mit einer Minimalbesatzung auslaufen und das Gefecht aufnehmen wollte und der Rest der Besatzung so in Sicherheit gebracht werden sollte. Die wahre Absicht wurde nicht erkannt.

Alles Ergänzende zum Fall "Tacoma" und ihre Besatzung ist im Abschnitt Das Handelsschiff "Tacoma"  zu lesen sein.



Am Sonntag dem 17. Dezember 1939 um 18:15 Uhr OZ war es soweit – Anker auf.

 

Die "Graf Spee" hatte eine riesige Kriegsflagge im Topp gesetzt und eine weitere an der Stenge. Langsam drehte das Schiff, ohne jegliche Schlepperhilfe, bis der Bug auf die Hafenausfahrt zeigte, und nahm dann Fahrt auf.

 

Im Topp unter der Reichskriegsflagge wurde das, wohl letzte, Flaggensignal – "Z über Null" gesetzt. "Die hinter dem Signalgeber stehenden bzw. durch Flaggennamen näher bezeichneten Schiffe dem Führer folgen".

 

Das Signal galt dem deutschen Frachter "Tacoma", das nun seinerseits Fahrt aufnahm und der "Graf Spee" folgte.

 

An den Kaianlagen und Molen hatten sich unzählige Schaulustige zu der Hafenausfahrt gedrängt. Und natürlich die Medien, die alles dokumentieren wollten. Denn man ging ja davon aus, einem besonderen Spektakel beiwohnen zu können - eine Seeschlacht vor der Haustür, das wird in den Wochenschauen nicht oft geboten.



In ihrer Mitte ein in  sich versunkener Kommandant - was muss in dem Menschen Langsdorff vorgegangen sein?
In ihrer Mitte ein in sich versunkener Kommandant - was muss in dem Menschen Langsdorff vorgegangen sein?

Dass sich weiter draußen zwei Schlepper und eine Schute befanden, wurde erkannt, aber nicht gedeutet.

Die britische Vertretung ging davon aus, einen billigen Sieg zu erringen und übten Zurückhaltung - zu spät erkannten diese die wahren Absichten von Langsdorff.

Zwei uruguayische Korvetten, die "Huracan" und die "Zapican" befanden sich bereits draußen, um das Kommende zu beobachten.

 

Als die "Graf Spee" die Drei-Meilen-Zone verlassen hatte, also sich in internationalen Gewässern befand, drehte sie nach Steuerbord und kurz darauf fiel der Anker. Das Schiff lag nun auf der Position 34° 58‘ 25‘‘ S – 056° 18‘ 01‘‘ W –, etwas über 4,2 Meilen vor der äußersten Küstenlinie von Uruguay, Punta Yeguas – es war jetzt 19:25 Uhr OZ.

Um 19:30 Uhr ging die Mannschaft von Bord, die Chronometer waren für die Sprengung so eingestellt, dass diese um 19:56 Uhr erfolgen sollte.

 

 

 

Es waren die sechs ausgewählten technischen Unteroffiziere, die als ausgesprochene Tüftler an Bord bekannt waren, die zu dem Sprengkommando gehörten: Ob.Masch.Mt. H. Götz VIII. Div. – Mech.Mt.(A) H. Berthold VI. Div. - Masch.Mt. F. Groh VIII. Div. - Mech.Mt.(A) F. Herlet VI. Div. - Ob.Mech.Mt.(A)H. Klemm VI. Div. - Ob.Masch.Mt. G. Steudler VII. Div..

 

 


Um 19:40 Uhr wurden die Flaggen und der Kommandantenwimpel niedergeholt; das Schiff hiermit außer Dienst gestellt.

 

Alle Offiziere gingen von Bord – Langsdorff als Letzter. Währenddessen war die "Spee"-Besatzung die sich, auf der "Tacoma" befand, auf die beiden Schlepper und die Schute umgestiegen. Die Verkehrsboote führten die Notbesatzung zu.

 

Um 19:56 Uhr blitzten mehrere Stichflammen über das Schiff hoch, gefolgt von unzähligen Detonationen – ein Flammenmeer breitete sich über das ganze Schiff aus, das zunehmend von Rauch bedeckt wurde.

 

Sekunden bevor die Explosionen begannen war ein Torpedokopf im Maschinenraum vorzeitig explodiert und hatte den Stromkreis zum vorderen Geschützturm A gekappt. Trotz möglichst genauer Synchronisation aller Chronometer war es auf die Sekunde doch nicht machbar. Das ist auch der Grund, warum auf allen möglichen Fotos der Sprengung zu sehen ist, dass der vordere Geschützturm nicht total zerstört wurde.

 

Als die Sprengung in Montevideo wahrgenommen wurde, liefen sofort uruguayische Schlepper aus. An Bord waren Angehörige der Hafenpräfektur, die nun verhindern wollten, dass die Besatzung evakuiert wurde. Sie gaben mit Lichtzeichen zu verstehen, dass die argentinischen Schlepper beidrehen sollten.

Der Schlepper "Gigante", der die Schute "Chiriguana" im Schlepp hatte, folgte der Aufforderung nicht und lief weiter – die Schiffsführer waren W. Winter und J. Vento.

 

Der Schlepper "Coloso" blieb beigedreht dort – der Schiffsführer war A. Brand und auch Kapitän Hepe befand sich an Bord.

 

Langsdorff, der sich noch in einem Verkehrsboot befand, entschied an Bord eines der uruguayischen Schlepper zu gehen. Er erklärte, dass die Evakuierung im Einklang mit den uruguayischen Behörden vorgenommen wurde und das sie sich im Übrigen in internationalen Gewässern befinden würden und das die drei Fahrzeuge die die Evakuierung nach Argentinien organisieren unter argentinischer Flagge fahren würde.

 

Dazu muss erklärt werden, dass die Staaten Uruguay und Argentinien die gesamte "La Plata-Mündung" als territoriale Gewässer betrachteten – das wurde aber weder von der deutschen noch von der britischen Regierung anerkannt. Und weiter gehört auch gesagt, dass mit beginn des Krieges, und in Absprache mit den USA, die gesamte südamerikanische Küste in einer Breite von 300 sm zur Küste, als neutrale Zone betrachtet wurde. Diese unterschiedliche Auffassung war der Grund, dass alle Beteiligten die rechtliche Situation vor Ort auch abweichend betrachteten.


LtzS. Alberto Sghirla.
LtzS. Alberto Sghirla.

Inzwischen war die Korvette "Zapican" herangekommen, mit dem Kommandant LtzS. Alberto Sghirla. Langsdorff wünschte, sofort den Kommandanten zu sprechen. Entgegen der uruguayischen Hafenpräfektur, erkannte Sghirla in dem Offizier, den Kommandanten der "Graf Spee".

Langsdorff erklärte ihm die Situation, aber bot ihm auch an, ihn festzunehmen. Sghirla sah aber keinen Grund ihn festzunehmen zumal Langsdorff genau das gemacht hatte, was die uruguayische Regierung festgelegt hatte – nämlich den Hafen und die territorialen Gewässer, innerhalb der vorgegebenen Frist, mit einem Kriegsschiff zu verlassen, dass die deutsche Flagge führte.

Und nun war er weiter dabei die uruguayischen Gewässer zu verlassen und er hatte die Freiheit hinzugehen, wohin er wollte. Und weiter ging er auch richtigerweise davon ausging, dass das uruguayische Außenministerium davon Kenntnis hätte.

Über diesen Vorgang informierte er am kommenden Tag um 09:00 Uhr OZ schriftlich den Inspektor der uruguayischen Marine KAdm. Gustavo Schroeder. Der Außenminister, der von dieser Entscheidung kurz darauf informiert wurde, beglückwünschte LtzS. Sghirla für diese Entscheidung.

 

Langsdorff jedenfalls stieg in eins der wartenden Verkehrsboote, ließ sich zum Schlepper "Coloso" bringen, stieg um und nahmen endgültig mit der Besatzung, Kurs auf den Hafen von Buenos Aires. Durch den geringen Tiefgang konnten diese diagonal zum "Canal Punta Indio" gelangen.


Das Wrack der "Graf Spee" hat eine ganze Woche gebrannt, und da die Bodenventile geöffnet waren, wurde es auch auf Grund gesetzt. Bei einem Tiefgang von über 7 m. und einer ebensolchen Wassertiefe konnte es nur zum Teil sinken. Das ausgebrannte Wrack war noch viele Jahre sichtbar. Später wurden, durch die uruguayischen Behörden veranlasst, diverse Aufbauten abgetragen, aber bei Niedrigwasser war immer noch genug zu sehen.



Die Position des Wracks wird als Einzelgefahrenstelle s-r-s Blz.(2) 10 sek. mit Wracksymbol in der Seekarte gekennzeichnet.



Schwerer Kreuzer HMS "Exeter"

Der Wahlspruch: "Semper fidelis"

York-Klasse - 8390 ts - 32 kn

Leichter Kreuzer HMS "Ajax"

Der Wahlspruch: "Nec Quisquam Nisi Ajax"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn

Leichter Kreuzer HMNZS "Achilles"

Der Wahlspruch: "Braverly in Action"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn