Vorwort
Die Vorgänge um das deutsche Handelsschiff "Tacoma" und ihre Besatzung wurden in der Vergangenheit überhaupt nicht entscheidend thematisiert, obwohl auch dieser Abschnitt beherrschend dazugehört– es wurde, dabei belassen zu berichten, dass das Schiff "halt einen Hilfsdienst für die Besatzung" der "Graf Spee" leistete.
Das die "Tacoma" und ihre Besatzung dafür Tage später in Uruguay interniert wurde, behandelte man bisher als Fußnote! und daher ist es an der Zeit auch dem Schiff und der Besatzung den verdienten Platz in dieser Geschichte zu geben.
Inzwischen ist es gelungen über das Archiv der zuständigen Reederei die umfangreiche Akte "Tacoma" einzusehen - die folgenden Vorgänge sind zunächst dem Reisebericht über die 32. Reise des Schiffes entnommen - allerdings wurde dieser erst vom I.O Faller 1946 nach seiner Rückkehr nach Deutschland geschrieben, also aus den eigenen Aufzeichnungen heraus; das lag daran, weil die uruguayischen Behörden alle Unterlagen beschlagnahmt hatten und eine Rückgabe nicht erfolgte.
Also wird zunächst dieser Reisebericht, als Quelle für die Vorgänge, vollständig beschrieben - danach wird aus den amtlichen Angaben der uruguayischen Regierung, aus dem "Blau-Buch" also, berichtet. Da diese Angaben nicht nur in Spanisch aufgeschrieben, sondern auch sehr bürokratisch abgefasst sind, wurden die Vorkommnisse auf das Wesentliche gekürzt, ohne aber wichtige Details zu verlieren.
Schiffsdaten
Die "Tacoma" gehörte der Reederei Hamburg – Amerika Linie - HAPAG. Gebaut von "Deutsche Werft AG" Hamburg – Finkenwerder. Sie hatte 8.268 BRT; mit ihren vier Dampfturbinen, 6200 PS, waren ca. 15 Kn möglich.
Der Stapellauf war am 08. Februar 1930 – sie gehörte zur "San Francisco-Klasse" und war für Massengut, Stückgut und Kühlladung konzipiert.
Neben ihrer 72-köpfigen Besatzung bot sie in der 1. Klasse 25 und in der 2. Klasse 24 Passagieren Platz - die Jungfernreise startete am 19. April 1030 von Hamburg zur Westküste Nordamerikas. Hier gut zu sehen, der markante ockerfarbene Schorstein mit der schwarz-weiß-rote Kappe, das spätere Erkennungsmerkmal der HAPAG-Schiffe.
Die eindeutige Nummer war 84411 - das Rufzeichen war DHXD
Wie begann die 32. Fahrt der "Tacoma" …
Am 10. Juni 1939 gegen 16.00 Uhr verließ das Schiff Hamburg; Kapitän des Schiffes war Hans Konow, gebürtig in Hamburg Rahlstedt, am 22. September 1884 – sein Erster Offizier war Otto Faller.
Mit einer Anzahl Passagieren und einer Ladung Stückgut ging es zunächst nach Bremen - Freihafen II. Von Bremen ging es weiter nach Antwerpen; in beiden Häfen wurden sowohl Passagiere als Stückgut und Getreide übernommen. Von dort aus ging es am 15. Juni weiter in die Karibik.
Häfen und Daten sind der Abbildung zu entnehmen; der Zielhafen Vancouver wurde am 01. August 1939 erreicht. In den jeweiligen Häfen wurden Passagiere abgesetzt und die jeweilige Ladung gelöscht; besondere Ereignisse waren auf der bisherigen Reise nicht eingetreten.
Am 04. August 1939 wurde die Heimreise von Vancouver aus gestartet; hier erfolgte erneut Übernahme der Passagiere und Heimladung für Europa.
Häfen und Daten sind der Abbildung zu entnehmen; am 22. August 1939 lief die "Tacoma" aus Wilmington wieder aus – der letzte US-Hafen auf der Rückreise.
Fünf Tage später, auf der Reise von der kalifornischen Küste nach Mittelamerika erhielt am 27. August 1939 die Schiffsführung von der Reichsregierung die Order umgehend den nächsten neutralen Hafen anzulaufen, oder, wenn möglich, in die Heimat zurückzukehren.
Zunächst sollten die Passagiere bereits in San Jose / Guatemala an Land, da aber die Behörden sich weigerten, wurde der nächste mögliche Hafen von La Libertad / San Salvador angesteuert; dort wurden auf Anordnung der Reichsregierung am 29. August 1939 sämtliche Passagiere gelandet –danach wurde auf kürzestem Wege die Heimreise nach Europa fortgesetzt.
Da weder San Salvador noch Costa Rica für den nötigen Schutz sichere Staaten waren, im Ersten Weltkrieg hielte dies ich nicht an die Neutralität, und da der Panama-Kanal durch den Kriegsausbruch keinerlei Gewähr mehr für eine sichere Durchreise bot, wurde die Fahrt nach Süden fortgeführt; beabsichtigt war in Chile Brennstoff für die Weiterreise zu ergänzen.
Talcahuano in Chile
Der feindlichen Kriegsschiffe wegen wurde ein Kurs über 300 sm von der Küste abgesetzt - am 10. September erreichten die Besatzung wohlbehalten den chilenischen Kriegshafen Talcahuano - ca. 400 sm südlich von Valparaíso und gingen auf der Seereede gegen 14.00 Uhr vor Anker.
Dort auf Reede ankerten auch die Schiffe: "Lahn" und "Frankfurt" - der Reederei Norddeutscher Lloyd – und die "Osorno" – der Reederei Hapag .
Ob die "Tacoma" wie aus unbestimmten Quellen zu erfahren ist, ebenso "Aufgelegt" wurde wie die "Osorno" geht aus dem Reisebericht nicht hervor; denkbar ist es aber, dass sie zu Kriegsbeginn im Hafen von Talcahuano zunächst außer Betrieb genommen wurde, um Liegegebühren zu minimieren.
Auch geht nicht hervor ob die Mannschaft, die bis dahin mehrheitlich aus chinesischen Seeleuten bestand, aufgrund einer Meuterei, die Gründe wurden nicht näher beschrieben, in Talcahuano von Bord gehen mussten – so wird der Vorfall jedenfalls von Kpt. Konow den uruguayischen Behörden gegenüber später erwähnt.
Die neue Besatzung soll, den Angaben nach, aus dem Personal anderer deutschen Schiffe, die in chilenischen Häfen lagen, gebildet; besonders Schiffsjungen der Viermastbark "Priwall", die Ende August 1939 eine Werft in Talcahuano aufgesucht hatte.
Während der zweimonatigen Liegezeit in Talcahuano wurde auf Order an die "Osorno" die Decksladung und 300 Kisten Apfelsinen aus Kühlladung der "Tacoma" für ihre Weiterreise abgegeben.
Da eine Brennstoff-Erganzung in Talcahuano nicht möglich war, lief auf Befehl der Reichsregierung, und zusammen mit der "Lahn", die "Tacoma" am 09.November 1939 um 20:00 Uhr aus; die Heimreise sollte an der Ostküste Südamerikas fortsetzt werden.
Zuvor aber gab es einen tätlichen Unfall. Als bekannt wurde, dass die "Tacoma" unmittelbar auslaufen sollte versuchte der Trimmer Johann Engwer am Vorabend seines Geburtstages am 10. November 1939 an Land zu flüchten, in dem er mit Schwimmweste über Bord sprang; trotzdem ertrank er und wurde am nächsten Tag treibend gefunden – er wurde am 11. November 1939 auf dem Kirchhof in Talcahuano beigesetzt. Der Vorfall wurde später am 28. März 1940 vor dem Seeamt in Hamburg verhandelt – Fremdverschulden wurde nicht festgestellt.
Wegen Kaperungsgefahr durch feindliche Kriegsschiffe wurde der Kurs um Kap Horn auf 200 sm abgesetzt. Des schweren Wetters wegen musste die restliche Decksladung, bestehend aus ca. 200 Fässer Tran, bei Kap Horn über Bord geworfen werden.
Nach einem normalen Reiseverlauf und ohne Sichtung feindlicher Kriegsschiffe lief die "Tacoma" am 22. November1939 im Morgengrauen in Montevideo ein und ging auf der Außenreede vor Anker. Gegen 10.00 Uhr wurde das Schiff mit Lotsenassistenz in den Vorhafen von Montevideo verholt.
Montevideo
Der nachfolgende Prozess ist dem bereits erwähnten "Libro Azul" entnommen, da hier, im Vergleich zum Reisebericht, die Vorgänge ausführlicher beschrieben werden. Weiter muss angemerkt werden, während englische Kriegsschiffe sich nachweislich regelmäßig in Montevideo und ohne Formalitäten mit Treibstoff versorgen konnten - auch im Krieg - begann für die Schiffsführung der "Tacoma" nun "der lange Marsch durch die Instanzen".
Aus den amtlichen Eintragungen auf Blatt 242 des "Libro de Entrada y Salida de Buques de Ultramar" (Buch der Ein- und Ausfahrten von Überseeschiffen) ist zu entnehmen das die "Tacoma" am 22. November 1939 in den Hafen von Montevideo eingelaufen war. Und weiter dass die "Tacoma", 8.268 BRT, unter deutscher Flagge fahrend, 62 Besatzungsmitglieder an Bord hatte – keine Passagiere. Herkunft: Talcahuano – zuständige Vertretung: Bernitt & Cia - deutsche Schiffsagentur in Montevideo, calle Misiones N° 1472 . Name des Kapitäns: Hans Konow.
Für die Abwicklung der Verproviantierung von deutschen Schiffen war das Handelsunternehmen "Ribereña del Plata" - "Compania Sudamericana de Comercio S.A" – zuständig das bekanntermaßen durch die Deutsche Handelskammer in Buenos Aires verwaltet wurde und auch eine Vertretung in der Straße Piedras 350 in Montevideo hatte.
Begründet wurde wie folgt:
Im selben Zeitraum war die "Admiral Graf Spee" in den Hafen von Montevideo eingelaufen – die Brückenwache auf der „Tacoma“ ist sicher zunächst aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen, als ein deutsches Kriegsschiff im äußeren Hafenbecken bzw. Vorhafen auf Reede, vor der "Tacoma“ stoppte und Anker warf.
Da die ganze Entwicklung, um die "Admiral Graf Spee" im Abschnitt Montevideo und den ergänzenden Unterseiten ausführlich beschrieben ist, bedarf es hier keine Wiederholung.
Wann Kpt. Hans Konow von der bevorstehenden Absicht informiert wurde und welche Rolle er mit seiner "Tacoma" übernehmen sollte, ist nicht dokumentiert, aber während für die "Admiral Graf Spee" und ihre Besatzung letzte Vorbereitungen liefen, schreibt Kpt. Hans Konow am 17. Dezember 1939 an den Hafenpräfekten FKpt. Juan I. Miller, folgende Zeilen:
>> Außergewöhnliche Umstände nötigen mich heute Nacht dringend auszufahren, und da es Sonntag ist und die Zeit drängt, ist es mir nicht möglich, mein Schiff wie gewöhnlich durch meine Agentur abfertigen zu lassen. Ich bitte daher den Herrn Präfekten, freundlichst diese Erklärung entgegen zu nehmen <<.
Mit größter Hochschätzung
Gez. H.Konow
Kapitän des Handelsschiffes "Tacoma".
Der Untersuchungsausschuss
Aus diesem Anlass übergab die General-Präfektur, FKpt. Juan I. Miller, am 18. Dezember 1939 dem Untersuchungsrichter KKpt. Yolando D. Mognoni den Vorgang und ernannte ihn zum Untersuchungsrichter für die Aufarbeitung der Gründe der überraschenden Ausfahrt des unter deutscher Flagge fahrenden Handelsschiffes "Tacoma" aus dem heimischen Hafen am 17. Dezember und die Mitwirkung des genannten Schiffes bei den Vorkommnissen am selben Nachmittag, wo danach das deutsche Panzerschiff „Admiral Graf Spee“ in Brand geriet.
Zum Zweck der Befragungen wurde der Sekretär, Maat Adolfo Otero ernannt, der den Treueid auf gewissenhafte Amtsführung leistete; als Dolmetscher wurde der Obermaat Arnold Glutz ernannt.
Als Erster wurde Hans Konow befragt und der zu seiner Person angab 55 Jahre alt zu sein, Deutscher, Kapitän der "Tacoma" und wohnhaft auf demselben deutschen Schiff.
Kapitän Hans Konow
Danach wurde der Erste Offizier Otto Faller 50 Jahre alt und der Schiffsingenieur Georg Biermann 59 Jahre alt, beide Deutsche, befrag.
Da die Befragung inhaltlich nicht abwich, und auch die Antworten der beiden Offiziere vergleichbar mit denen des Kapitäns waren, erübrigt sich darüber zu schreiben.
Am 20. Dezember 1939 stand noch eine Zusatzbefragung an und der Kapitän Hans Konow wurde nochmals vorgeladen. Hier ging es aber lediglich um die Umstände, die dazu führten, dass die Jollenbesatzung, über die im Abschnitt Die Internierung 1940 1942 berichtet wird, an Bord genommen wurde.
Ergänzend muss erwähnt werden, dass dem Reisebericht zu entnehmen ist, dass die Schiffsführung der "Tacoma" beabsichtigte nach der Übergabe der Spee-Besatzung an die bereitliegenden Schlepper, die Weiterreise nach Buenos Aires fortzusetzen; aber das in der Nähe liegende Kanonenboot "Uruguay" kaperte die "Tacoma" und brachte diese nach Montevideo zurück. Da die Übergabe der Besatzung am Schifffahrtsweg gewesen war, vier Meilen von der Küste entfernt, also außerhalb der "3-Meilenzone" hätte das nicht sein dürfen.
Aber hier spielt wieder die nationale abweichende Auffassung die Rolle, dass das Hoheitsgebiet die Hälfte des "La Plata" darstellt, die andere Hälfte gehört zu Argentinien. Diese Auffassung
wurde bereits im Abschnit Die letzte Fahrt der "Graf
Spee" genannt.
Entscheidung und Internierung
Einen Tag später wurde dem Hafenpräfekten FKpt. Juan I. Miller der Untersuchungsbericht übergeben. Der wiederum leitete diesen an den Generalinspektor der Marine Konteradmiral Gustavo A. Schroeder weiter, der ihn an das Bundesverteidigungsministerium überreichte.
In dem Bericht ging es um die Mitwirkung, die das deutsche Handelsschiff "Tacoma" am 17. Dezember 1939 bei der Sprengung des deutschen Panzerschiff "Admiral Graf Spee" und die festgestellten Tatbestände.
Am 30. Dezember 1939 entschied das uruguayische Außenministerium mit der Regierungsverordnung N° 35, dass das deutsche Handelsschiff "Tacoma" als "Hilfskreuzer der Deutschen Kriegsmarine"
erklärt wird und dem Schiff eine vierundzwanzigstündige Frist zum Verlassen des Hafens von Montevideo gewährt wird. Im Wortlaut:
- beschlossen und verordnet: Der uruguayische Präsident -
A.Baldomir - Präsident
A.Guani - Aussenminister
Der schleichende Beginn der Internierung
Am 02. Januar 1940 teilte die Oberste Hafenbehörde dem Generalinspektor der Marine mit das am 31. Dezember 1939 um 06 Uhr 30 Minuten dem Kapitän des deutschen Handelsschiffes "Tacoma", Herrn Hans Konow, der obige Beschluss amtlich mitgeteilt wurde und das die genannte Frist von vierundzwanzig Stunden vom Augenblick dieser Zustellung an läuft.
Natürlich wurde die Deutsche Gesandtschaft in Uruguay von der Durchführung der Maßnahmen informiert und naturgemäß wurden Protestnoten überreicht, die höflich aber entschieden abgewiesen wurden.
Am 23. Januar 1940 wurde aufgrund des Dekretes vom 30. Dezember 1939 im welchem das Schiff mit der deutschen Flagge "Tacoma" zum Hilfsschiff einer kriegsführenden Macht erklärt wurde, endgültig die Internierung der Offiziere und Mannschaften des Schiffes angeordnet – allerdings durften alle internierten an Bord bleiben.
"Isla de Flores"
Am 17. März 1942 gegen 12.00 Uhr wurde die "Tacoma" von der uruguayischen Marine gestürmt und besetzt und die gesamte Besatzung in wenigen Minuten von Bord geholt; Schiff, Ladung und Papiere wurden beschlagnahmt.
Das Vorgehen wurde damit begründet, dass zuvor am 09. März 1942 der uruguayische Frachter "Montevideo" angeblich durch ein deutsches U-Boot versenkt worden war… das stimmte schon damals nicht und weder der Kapitän noch irgendeiner der Besatzungsmitglieder hatten das behauptet bzw. Andeutungen gemacht – trotzdem passte das der uruguayischen Regierung offenbar gut ins Konzept. Zwei Jahrzehnte später wurde der Vorfall endgültig geklärt – es war ein italienisches U-Boot; siehe Abschnitt Uruguay Die Internierung 1940 – 1942.
Daraufhin wurde die Besatzung der "Tacoma" mit 2 uruguyische Kanonenboote zur der Insel "Isla de Flores" verbracht und dort festgesetzt.
Um es mal einordnen zu können:
Dafür waren allerdings die sanitären Anlagen nur notdürftig.
Diese Strafmaßnahme der uruguayischen Behörde war gewiss ein eklatanter Bruch der Genfer Konvention – aber das Verhalten war gewiss nicht die Ausnahme.
Auf jeden Fall, und nach langen Verhandlungen durch die Deutsche Gesandtschaft mit den nationalen Regierungsstellen, konnte die Besatzung am 12. Juli 1942 wieder nach Montevideo zurück.
Im Vorfeld der Verlegung nach Sarandí del Yí
Nach der Versenkung des uruguayische Dampfer "Maldonado" durch U 510 am 02. August 1942 im Nordatlantik - SO der Bermudas auf 28°20‘ N – 063°10‘ W - wurde die Besatzung am 15. September 1942 endgültig unter Bewachung gestellt.
Da bereits im Juli 1942 festgestellt wurde, dass die Besatzung der "Tacoma" die Turbinenschaufeln und andere Maschinenelemente beschädigt hatten, Hintergrund war die eindeutige Anweisung durch die Reichsregierung, dass im Falle einer Internierung der Kapitän diese Handlungen durchzuführen hätte, wurden am 01. Dezember 1942 Kapitän Konow, der 1. Ing. und seine Maschinisten wegen "Missachtung der uruguayischen Polizei-Gesetze" verhaftet und in das Staatsgefängnis gesperrt – begründet wurde das mit der Beschädigung der Turbinenschaufeln und andere Maschinenelemente.
Daraufhin wurde gegen die uruguayische Regierung prozessiert, die Schuldlosigkeit der Angeklagten festgestellt; sodass diese, über 2 Monate später, am 06. Februar 1943 entlassen wurden.
Weitere erschöpfende Verhandlungen mit den uruguayischen Militärbehörden ergaben, dass die Besatzung das Schiff endgültig verlassen durfte und auf einer Quinta untergebracht werden konnten; mit Eigenverwaltung in der Nahe von Montevideo und unter polizeilicher Aufsicht.
Ein Teil der Besatzung fand ihre Bleibe im Departamento Maldonado - camino Las Flores 7598 - ca. 100 Km von Montevideo entfernt; andere sollen auf der Quinta "Villa Catalina" untergekommen sein und acht sollen privat gewohnt haben - Genaueres war nicht zu erfahren.
Dort verblieb die "Tacoma"-Besatzung vom 26. Februar bis 15. August 1943. interniert und wurden ebenso behandelt wie die internierte Besatzung der "Admiral Graf Spee".
Dem Aufenthalt am land entsprechend erhielt die Besatzung nun auch eine Aufwandsentschädigung, die über die entsprechende Gesandschaft, der damaligen deutschen Regierung natürlich in rechnung gestellt wurde.
"Cuartel Paso del Rey"
Am 05. August 1943 ordnete das uruguayische Innenministerium an, die internierte Besatzung der "Graf Spee" und der "Tacoma" nach Sarandí del Yí, Verwaltungsbezirk Durazno, zu verlegen - etwa 200 Km von Montevideo entfernt. Als Unterkunft sollte die Militärkaserne "Cuartel Paso del Rey" dienen.
Am 14. August 1943, in aller Frühe, wurden Kpt. Hans Konow und seine Besatzung von der zuständigen Behörde geweckt und aufgefordert, ihre Koffer zu packen und sich für den Nachmittag reisefertig zu halten. Es war ein Samstag, als gegen 18.00 Uhr einige Lastwagen vorfuhren; alle mussten aufsitzen und ab ging die Fahrt zum Bahnhof- dort stand schon ein Sonderzug bereit. Alles Weitere über die Zeit in Sarandí del Yí, wir im Abschnitt Uruguay Die Zeitenwende beschrieben.
Am 23.Februar 1945 erfolgte durch Uruguay die Kriegserklärung an Deutschland und somit wurde die Besatzung der "Graf Spee" und der "Tacoma" zu Kriegsgefangenen erklärt.
Am 16. Februar 1946 wurden diese auf dem Dampfer "Highland Monarch", der im Hafen von Montevideo auf Außenreede lag, eingeschifft – an der Stelle, wo im Dezember 1939 die "Admiral Graf Spee" vor Anker ging …
Jetzt war die gesamte Besatzung der "Graf Spee" wieder vereint – bis auf wenige. Auch die Besatzung der "Tacoma" war bis auf wenige, und obwohl eine Auslieferung nicht begehrt wurde, dabei.
Aus Gesundheitsgründen wurden acht Mann der "Tacoma" nicht ausgeliefert – es waren: der Kapitän Hans Konow, Karl Tofelde, Gustav Hirch, Conrad Vogt, Adolf Meyer, Emil Fisched, Georg Biermann und August Budzun.
Zehn Mann der "Tacoma" waren im Laufe der Jahre geflüchtet, sieben heirateten in Uruguay und blieben dort.
Ergänzendes zum Rücktransport wird unter dem Abschnitt Argentinien Der Paradigmenwechsel detailliert beschrieben.
Am 10. März 1946 lief die "Highland Monarch" in Hamburg ein. In Güterwaggons ging es am 12. März weiter nach Munsterlager - Niedersachsen. Dort wurde in ungeheizten Holzbaracken gewohnt; und sie waren Kriegsgefangene, also mussten sie zusätzlich alles Persönliche abgeben wie Lebensmittel, Geld, Tabak, Zigaretten, Uhren, Ringe, etc. - die "Genfer Konvention" war offenbar durch die Sieger vorübergehend abgeschafft ...
Am 30. April 1946. wurde die Besatzung der "Tacoma" nach Bad Segeberg verlegt und von dort nach Hamburg entlassen.
Ausklang
Nach der Reparatur wurde die "Tacoma" nach Boston / USA überführt, in Panama registriert und in die Flotte der US-Marine im Pazifik integriert; die eindeutige Nummer war nun 83290 - das neue Rufzeichen war jetzt HPLL
Auf den unten abgebildeten vier Seiten aus dem "Lloyd´s-Register of Shipping Steamers" ist der Werdegang gut nachzuvollziehen –
Nebenstehend eine Notiz mit den Originalunterschriften von Kpt. Hans Konow und dem 1. Offizier Otto Faller und mit dem Stempel der "Tacoma" - ausgerfertigt in Sarandí del Yí im September 1943 - ein Unikat ...
Im Anschluß die Besatzungliste der "Tacoma"
Manche Namen könnten durchaus fehlerhaft geschrieben sein; das lag aber an den uruguayischen Behörden, die mit der Schreibweise nicht immer klarkamen - so wie es auch in Argentinien der Fall war.