Volle Operationsfreiheit erteilt. Der Handelskrieg beginnt ...

 

 

Der Handelskrieg war keineswegs eine Erfindung dieses Krieges – es war eine Maßnahme, die die ehemaligen Kolonialmächte und Seemächte zugleich bevorzugt führten, um die Handelswege des jeweiligen Kriegsgegners zu kappen und somit ihn wirtschaftlich und letztendlich auch sozial zu isolieren. Diese Methode ist übrigens bis in die heutige Gegenwart üblich, allerdings eher unter der Bezeichnung "Handelsembargo" bekannt – klingt friedlicher, ist es aber nicht.

 

Jedenfalls gründet sich der Handelskrieg auf das "Prisenrecht", Teil des "Seekriegs als auch Kriegsvölkerrechts" ist, das das Verhalten von Kriegsschiffen gegenüber neutralen und feindlichen Handelsschiffen und Passagierschiffen regelt.

Im Prinzip wird, wenn nur in Teilen, die "Freiheit der Meere" beschnitten. Allerdings erlaubt das "Prisenrecht" nur kriegsführenden Staaten außerhalb der neutralen Hoheitsgewässer und im Gegensatz zum Landkriegsrecht privates Eigentum zu erbeuten.

Der Handelskrieg wurde nach "Prisenordnung" durchgeführt, datiert vom 28. August 1939. Diese Bestimmung wurde im Gegensatz zu den Regeln vom 30. September 1909 als deutsches Gesetz beschlossen, behielt jedoch die Bezeichnung "Prisenordnung" bei. Nach dem Krieg wurde sie nicht außer Kraft gesetzt und gilt inhaltlich unverändert weiter für die Deutsche Marine. Zum besseren Verständnis ist die "Prisenordnung", wie im Reichsgesetzblatt veröffentlicht, abgebildet.

 

Am 27. September 1939 war es soweit, der Handelskrieg hatte begonnen und es ging darum, Großbritannien, das durch die Insellage vom Import der unterschiedlichsten Güter abhängig war, die See-Handelswege zu versperren. Ähnliches hatte übrigens Großbritannien auch vor: indem durch eine Seeblockade keine Lebensmittel mehr nach Deutschland gelangen sollten, um so ein Aushungern zu erreichen.




Als Prise werden aufgebrachte Schiffe und beschlagnahmte Waren bezeichnet und die "Einziehung" geht als Eigentum an den Staat über, in dessen Namen aufgebracht und beschlagnahmt wurde.

Für jede Prise wurde eine sogenannte "Aufbringunsurkunde" geschrieben, eine Bordniederschrift also, wo der gesamte Vorgang dokumentiert wurde und anschließend vom Kapitän des aufgebrachten Schiffes, vom jeweiligen Prisenoffizier und vom Kommandanten unterzeichnet, wurde.

 

Alternativ zur "Einziehung" ist, wie in dem von der "Graf Spee" geführten Handelskrieg, die Zerstörung von Prisen durch Versenkung, da diese am Ende nicht mitgeführt werden konnten.

 

Allerdings mussten Besatzung und Papiere des aufgebrachten Schiffes vor der Zerstörung an einen sicheren Ort gebracht werden. Rettungs- oder Beiboote gelten dabei ausdrücklich nicht als ein sicherer Ort, wenn nicht Land oder ein anderes Fahrzeug in der Nähe ist. Und genau an dieser Ordnung hielten sich die Schiffsführung und Besatzung der "Graf Spee" bedingungslos. Später sollten die Offiziere der aufgebrachten Schiffe berichten, dass die Behandlung korrekt und kultiviert war. In der Fotogalerie sind die Prisenoffiziere Schünemann und Herzberg zu erkennen die Silberbarren im Wert von ₤ 2.140 von Bord der "Doric Star" geholt haben.

Weiter die Bordniederschrift vom 15. November 1939 über die Aufbringung der "Africa Shell" und mit den Unterschriften von Kapitän P. Dove, Kommandant KptzS. Langsdorff und Prisenoffizier LtzS. (S) B. Herzberg.


"Stop Wireless or I open fire"

 

Zwischen den beiden Brückennocks war eine bemalte Plane befestigt und wurde bei Bedarf ausgerollt. Zu lesen war: "Stop Wireless or I open fire". Dieser Warnhinweis sagte aus, dass aufgebrachte Schiffe aufgefordert wurden nicht zu funken, andernfalls werde geschossen - natürlich hielten diese sich nicht daran, weil britische Schiffe den eindeutigen Befehl hatten, in jedem Fall Notsignale abzugeben.

Das ging aus den Unterlagen hervor, die dem Prisenkommando gleich anfangs der Handlungen in die Hände fiel. Zusätzlich konnte man sich eines britischen Marconi-Senders bemächtigen, sodass nun vorgetäuschte Notsignale über den falschen Standort fiktiver Panzerschiffe bzw. U-Boote gesendet werden konnten. Und man war auch über die Funksprüche und Anordnungen der britischen Admiralität im Bilde.

 

Angehaltene Schiffe sollten folgende Meldungen absetzen:

 

Für Angriffe durch Überwasserschiffe wurde gefunkt: dreimal "R" - Raider.

Für Angriffe durch Unterseeboote wurde gefunkt: dreimal "S" - Submarine.

Für Angriffe durch Flugzeuge wurde gefunkt: dreimal "A" - Airplane.

Weiter sollte der Standort und möglichst der Name des Angreifers gemeldet werden.

 

Weiter ist die Besatzung eines aufgebrachten Schiffes zusehen, die natürlich auch tagsüber, und wenn die Lage es er-

laubte, an Deck durfte.Drüber sind die Geschützrohrattrappen zuerkennen.

Während der gesamten Handelskriegsoperation ist kein einziger gegnerischer Seemann umgekommen. Bei dem Aufbringen aller Prisen gab es auch keine gravierenden Verletzungen, sowohl bei den fremden Besatzungen als auch bei dem Prisenkommando. Von zwei Schiffen wurden ein Affe und eine Katze gerettet! – niemand wurde vergessen.


Die gesamte Besatzung eines der aufgebrachten Schiffe wurde mit einem Verkehrsboot zur "Graf Spee" geholt, an Bord gekommen, wurde diese zunächst vom Schiffsarzt untersucht. Unter Deck bekam sie einen ordentlichen Raum, genannt „Heldenkeller“, zugewiesen - sie erhielt selbstverständlich die gleiche Verpflegung wie die übrige Besatzung.


Tagsüber, und wenn die Lage es erlaubte, durften die "Gäste" an Deck - als Fläche stand die Backbordseite zur Verfügung. Sie waren von der übrigen Besatzung der "Graf Spee" getrennt. Später, bei Zusammentreffen mit der "Altmark", wurden die Mannschaften vom Trossschiff übernommen - die Offiziere blieben allerdings an Bord der "Graf Spee". Die aufgebrachten Schiffe wurden später durch die Artillerie bzw. Sprengpatronen versenkt.


Da ein Handelszerstörer wie die "Graf Spee", der in einem Gebiet operierte, bald die Aufmerksamkeit des Kriegsgegners auf sich ziehen und eine baldige Suche beginnen würde, unterstützt durch Angaben der aufgebrachten Schiffe, denen es gelang noch einen Funkspruch abzusetzen, mussten Tarnungsmaßnahmen vorgenommen werden.

In der Folge wurde das Schiff schrittweise getarnt. Namensänderung, Anstriche, Veränderung der Aufbauten etc. , gemalte Flecken kurz über der Wasserlinie sollten eine Bugwelle und Schaumwogen, also schnelle Fahrt, vortäuschen. Weiter erhielt das Schiff einen zusätzlichen Schornstein und weitere Geschützrohre als Attrappen, die aus Holz und Segeltuch gefertigt waren. Mal wurde das Schiff zur Tarnung in "Deutschland" umbenannt, mal in "Admiral Scheer".

Auch das Bordflugzeug wurde getarnt, indem es Fantasieabzeichen bekam, die von Weitem für britische gehalten werden konnte.


Schwerer Kreuzer HMS "Exeter"

Der Wahlspruch: "Semper fidelis"

York-Klasse - 8390 ts - 32 kn

Leichter Kreuzer HMS "Ajax"

Der Wahlspruch: "Nec Quisquam Nisi Ajax"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn

Leichter Kreuzer HMNZS "Achilles"

Der Wahlspruch: "Braverly in Action"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn