Die Schleppergesellschaft "La Porteña" - Compañía de Remolques "La Porteña - eine Tochter der Reederei "Antonio M. Delfino & Cia"., wurde im Jahr 1906 gegründet und nahm alsbald ihre Aufgabe als Hafenbetriebs- und Schlepperdienst auf.

Ab Ende 1920 wurde diese gemeinsam mit der Reederei "Hamburg Süd" betrieben, welche damals die modernsten Schlepper in Auftrag gab.

Für die Plattform der späteren Zusammenarbeit der Reedereien sorgte der Reeder Theodor Amsinck bereits Anfang 1900; später wurde er Direktor der "Hamburg-Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft" - kurz "Hamburg Süd".

Als Verbindung zwischen den beiden Reedereien fungierte später vor Ort der Kpt. R. Hepe in seiner Eigenschaft als Reedereiinspektor.


Rudolf Hepe, geb. am 04. Februar 1881 in Kolmar/Posen, war der Sohn einer Hamburger Familie; er kehrte aber noch als Kind mit seinen Eltern nach Hamburg zurück.

Er ging 1896 traditionell als Schiffsjunge an Bord eines Segelschiffes und begann so seine Nautische Laufbahn - weiter ging es an Bord von Dampfern und er befuhr Seegebiete Weltweit.

 

Errang verschiedene Patente, bis zum "Kapitän auf Großer Fahrt". Im Jahr 1910 wurde ihm erstmalig die Führung eines Schiffes übertragen und wurde also mit 29 Jahren der jüngste Kapitän der Reederei "Hamburg Süd". Der Erste Weltkrieg brachte es mit sich, dass auch Hepes Dampfer in Buenos Aires interniert wurde und so blieb er auch dort und wurde für die Reederei "A. Delfino" tätig - die Repräsentanten der Reederei "Hamburg-Süd".

 

Delfino betrieb neben anderen maritimen Diensten auch Küstenfahrt bis hinunter nach Ushuaia/Prov. Tierra del Fuego.

Um als Lotse, für die zukünftigen Passagierschiffe der Hamburg-Süd, einsteigen zu können, legte Hepe nochmals ein nautisches Examen ab und erhielt das dort nötige Patent eines "Capitán de Ultramar"; denn sein A6-Patent galt ja ohnehin weltweit.

 

Auf dem Foto oben ist li. Kpt. Theodor Dreyer zu sehen, der Kapitän des deutschen Passagierschiffes "Monte Cervantes" und Kpt. Hepe, während eines Spazierganges durch Punta Arenas/Chile.

Mit dem Aufbau der Schleppergesellschaft "La Porteña" und die Ernennung zum Reedereiinspektor wurde er der Bevollmächtigter zwischen den Reedereien "Hamburg Süd" und "A. Delfino".

Zu seinen Aufgaben gehörte:

  • Die Kontrolle der Seefracht und die Seetüchtigkeit der Schiffe
  • Die Bedürfnisse der Besatzungen und des kranken Personals zu überprüfen
  • Die Kapitäne der verschiedenen Handelsschiffe der Reederei A. Delfino zu beraten, insbesondere über die Schiffsrouten und den Zustand der Schifffahrt im Hafengebiet von Buenos Aires und der La Plata-Mündung
  • Unterstüzung im Hinnblick auf mögliche Seenotrettungsfälle.

Kpt. Hepe war aber auch für den E-Dienst tätig, eine geheime Organisation der Deutschen Kriegsmarine, er kannte den Hafen und die Schiffsführer der Schlepper und das war das Fundament für die Evakuierungsaktion der Besatzung der "Admiral Graf Spee".

Kapitän Rudolf Hepe starb am 04. September 1955 in Buenos Aires und fand seine letzte Ruhe auch dort, auf dem "Deutschen Friedhof" – auch ihm haben wir viel zu verdanke.


Am Anfang standen die Schlepper "Goliat", "Samson", "Cíclope", "Hércules" und "Atleta" im Dienst; 1927 liefen noch zwei Schlepper vom Stapel, wurden im Huckepack-Verfahren nach Argentinien geliefert, dort auf die Namen "Coloso" y "Gigante" getauft und der "Hamburg-Süd" in Buenos Aires übergeben, wo sie 1930 in die Schleppergesellschaft "La Porteña" eingegliedert wurden. Als Erkennung trugen die Schlepper an dem Schornstein, die sogenannte "Funnelmarke", das P der Gesellschaft.

 

Beide Schlepper wurden durch die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG gefertigt und hatten eine LüA. von 32,65. Entscheidend war aber die Motorisierung, eine Dreifach-Expansionsmaschine, also drei Zylinder, die 800 PS lieferte.

Diese dreistufige Nutzung des Dampfdrucks erbrachte, sowohl eine bessere Ausnutzung der Kraft, als auch einen geringeren Verbrauch an Brennstoff und Wasser.

 

Zum Vergleich, der Schlepper "Atleta" von der Meyer-Werft in Papenburg 1906 gebaut, hatte eine LüA. von nur 23,40 und eine Maschine mit zwei Zylindern die 200 PS lieferte – also bedeutend weniger.

 

Zur Vollständigkeit sei auch die Sandschute (Chata "Chiriguana") genannt, die aber nur insofern eine aktive Rolle spielte, in dem sie auch Besatzungsmitglieder zur Evakuierung übernahm, aber darüber hinaus mangels eigenen Antriebes zum verhohlen immer "auf den Haken" genommen werden musste.

Somit wären nun alle Namen und Beteiligte genannt, die im Kontext mit der Evakuierung stehen und ihre Interdependenz erklärt.

 

An anderer Stelle war bereits über die Evakuierung der Besatzung nach Argentinien zu lesen. Damit war aber der Vorgang nicht erledigt – jedenfalls nicht führ die argentinischen Behörden.


Kpt. Rudolf Hepe musste sich am 22. Dezember 1939 vor der Argentinischen Marinepräfektur einer Befragung unterziehen.

Hepe schildert hier die dramatischen Stunden von Beginn an - 17. Dezember 1939 03:00 Uhr OZ - die Organisation zur Evakuierung der Besatzung, die Übernahme der selbigen, den Zwischenfall mit der uruguayischen Marinepräfektur, bis zur glücklichen Ankunft in Buenos Aires am Morgen des 18. Dezember 1939. Gewiss eine Meisterleistung, aber organisiert durch den ehemaligen E-Dienst, eine geheime Einrichtung der Deutschen Kriegsmarine, der die Regie führte.

 

Auch J. Vento, der Schiffsführer der Schute "Chiriguana" wurde befragt.

 

Er erklärt hier, am 26. Dezember 1939, dass er durch die Marinepräfektur Dársena Norte am 15. Dezember 1939. die Abfertigung erhielt, mit seiner Sandschute nach Montevideo zu laufen, um dort Ladung zu übernehmen.

Am frühen Morgen des 17.Dezember lag er im südlichen Kanal der zum Hafen führt in Höhe von Km 5 vor Anker und wartete auf den Schlepper "Atleta" der die Schute in den Zielhafen "Puerto Platero" bringen sollte. Der Hafen liegt in Uruguay, genau gegenüber vom Hafen von Buenos Aires.

 

Um 06:30 Uhr kam der Schlepper "Gigante" längsseits, nahm die Schute auf den Haken und der Schiffsführer des Schleppers erklärte, dass die Schleppergesellschaft "La Porteña" angeordnet hat, die Aussenräde von Montevideo zu erreichen.

Um 19:00 Uhr erreichten sie das Ziel und es konnte beobachtet werden, wie die "Graf Spee" den Hafen von Montevideo verließ und nach Süden drehte.

 

Dorthin liefen auch die Schlepper "Gigante" und "Coloso". Als Hepe mit dem Schlepper "Coloso" längsseits kam, forderte er den Schiffsführer der Schute auf die Luken zu öffnen, um die Besatzung der "Graf Spee" zu übernehmen, die etwa 6 Meilen von Montevideo entfernt lag.

 

Dann wurden die Schlepper von einem deutschen Offizier erreicht, der in einem Verkehrsboot unterwegs war, sprach mit den Schiffsführern der Schlepper und danach wurde Kurs auf ein Frachtschiff genommen das eine deutsche Flagge führte und sich als die "Tacoma" herausstellte.

 

Als sie gerade längsseits gegangen waren, hörte man die ersten Explosionen, die von Bord der "Graf Spee" folgten.

 

Danach fuhr der Schlepper-Convoi, mehrfach die Richtung ändernd, weil wiederholt sich Fahrzeuge näherten mit uruguayischen Offizieren an Bord, die mit den Fahrzeugführern sprachen. Dann um etwa 21:00 Uhr konnte der Schlepper "Gigante" nebst Schute seine Fahrt nach Buenos Aires fortsetzten.

Der Schlepper "Coloso" kam außer Sicht und wurde erst am Morgen des 18.Dezember vor dem "Banco chico" wahrgenommen.

 

Um 10:00 Uhr erreichte der Schlepper "Gigante" und die Schute die Aussenräde von Buenos Aires und blieben dort liegen. Nachdem die Gesundheistbehörde dem "Gigante" einen Besuch abgestattet hatten, konnten die Fahrzeuge im Hafen anlegen. Dann, am Nachmitag, konnte die Besatzung der "Graf Spee" an Land gehen.

 

Auf die Frage der Präfektur, ob er sich darüber im Klaren wäre, dass er die Abfertigungsvorgaben geändert hatte, antwortete er, dass der ganze Vorgang auf Seite 72 im Schiffsbuch festgehalten wurde. Beginnend mit der Abfertigung bis zum Anlegen in Buenos Aires um 11:30 Uhr.

 

Der Schiffsführer Jose Vento, 39 Jahre, eingebürgerter Argentinier italienischer Abstammung, wurde nicht juristisch nicht verfolgt.

 

Auch Hermann Brand und Willhelm Winter, die Schiffsführer der beiden Schlepper, mussten sich auch einer Befragung unterziehen. Diese rückten inhaltlich nicht von den Angaben von Kpt. Hepe ab.

Allerdings wurden beide zu einer Strafe von 100,- Peso, ersatzweise 30 Tage Gefängnis, herangezogen wegen des Verstoßes gegen die Hafenvorschriften und weitere 50,- Peso wegen Verletzung der Neutralitätsregeln des Landes. Das wären nach heutiger Rechnung eine nicht unerhebliche Strafzahlung von über 700,- € p.P. gewesen.

 

Darüber hinaus wurde die Leitung der Reederei Antonio Delfino, die für die Hafenschleppergesellschaft "La Porteña" verantwortlich war, vorgeladen. Es erschien Herr Ramon Jacinto Gonzales dem der Vorgang vorgetragen und erklärt wurde , dass hier gegen die Hafenvorschriften verstoßen wurde und weiter, dass die Neutralitätsregeln verletz wurden.

Der ganze Vorfall wurde später Gegenstand der "Comisión Investigadora de Actividades Anti-Argentinas", eine Parlamentarische Untersuchungskommission zur Aufdeckung von Maßnahmen, die sich gegen Argentinien richteten und über die an anderer Stelle bereits berichtet wurde.

 

Das hatte am Ende zur Folge, dass der Reederei für beide Schlepper die Betriebserlaubnis entzogen und die Fahrzeuge 1942 in die Argentinische Marine integriert wurden. Es stellt sich die Frage, warum der Schlepper "Atleta", der auch zur Schleppergesellschaft "La Porteña" gehörte, am 17. Dezember 1939 nicht auch gleich mit eingesetzt wurde, dann wären die anderen Fahrzeuge nicht so überfüllt gewesen; allerdings wurde auch dieser 1942 in die Argentinische Marine integriert. Nachstehend in der Fotogalerie die Dokumentation über die Befragung und Entscheidung.



Schwerer Kreuzer HMS "Exeter"

Der Wahlspruch: "Semper fidelis"

York-Klasse - 8390 ts - 32 kn

Leichter Kreuzer HMS "Ajax"

Der Wahlspruch: "Nec Quisquam Nisi Ajax"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn

Leichter Kreuzer HMNZS "Achilles"

Der Wahlspruch: "Braverly in Action"

Leander-Klasse - 7270 ts - 32,5 kn